Edith Stein Sommerakademie 2023: Über die Freiheit

August 20, 2023 - August 26, 2023
Edith Stein Gesellschaft Österreich, Teresianum Pontificia Facoltà Teologica

Teresianum, Piazza di San Pancrazio 5A
Roma I-00152
Italy

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Die Sommerakademie möchte grundlegende Fragen des christlichen Lebens wissenschaftlich erörtern. Dieses Jahr soll ganz der Frage nach der Freiheit und Verantwortung gewidmet sein. Die Sommerakademie richtet sich hauptsächlich an junge Menschen unter 35 Jahren, ist jedoch auch für Teilnehmer außerhalb dieser Altersgruppe offen. Bei begrenzter Kapazität haben junge Menschen Vorrang.

Edith Stein widmet sich intensiv dem Studium der Person und des Menschen. Wir werden uns somit nicht nur mit den Werken Edith Steins beschäftigen, sondern uns vielmehr wie sie und in ihrem Geist die fundamentale Frage nach der Freiheit und Verantwortung aus biblischer, theologischer, philosophischer, anthropologischer und spiritueller Perspektive stellen.

Freiheit: Erste philosophische und biblisch-theologische Erkundungen

Em. Univ.-Prof. Dr. Ingeborg Gabriel (Wien)

Der erste Tag soll der Erkundung des Terrains von Freiheit und Befreiung gewidmet sein. Philosophisch ist Freiheit zentral für das Verständnis des Menschen, seine Entwicklung wie für das moderne Denken und die politische Ordnung (Freiheitsrechte). Biblisch ist die göttliche Befreiung (Exodus) Grunddatum der Geschichte Israels. Die Freiheit in Christus ist Basis christlicher Spiritualität. Wir werden uns daher fragen: Wie hängen diese so diversen Vorstellungen zusammen? Welche existentielle und soziale Bedeutung haben sie heute für uns?

„Sich in persönlicher Freiheit über sich selbst erheben.“
Edith Stein über absolute und bedingte Freiheit

Em. Univ.-Prof. Dr. Hanna-Barbara Gerl-Falkovitz (Institut EUPHRat, Heiligenkreuz)


Der Geist des Menschen steht natürlicherweise unter Maß und Beschränkung . Trotzdem kommt ihm die geheimnis­volle Möglichkeit zu, sich „in persönlicher Freiheit über sich selbst zu erheben und ein höheres Leben in sich aufzuneh­men“. In diese Möglichkeit dringt der göttliche Geist vor. Er sprengt den endlichen Geist nicht ins Unend­liche, bindet sich aber auch keineswegs „an das Maß dessen, dem er sich schenkt“. So wird der Mensch nicht selbst göttlich, er verschwindet nicht in unermeßlicher Größe, sondern bleibt er selbst, in unerhört geweiteter Form. Es läßt sich sogar sagen, daß im Menschen kraft dieser freien Öffnung zum Göttlichen die Schöpfung nach oben vermittelt wird. Körperliche, pflanzliche und tierische Gebilde verbin­den sich im Menschen zur Einheit eines Wesens und schwingen zugleich in die Offenheit zum göttlichen Leben ein.

Vom Ethos zum Nomos:
Wann sollen unsere Sitten zu Gesetzen werden? Wann ist ziviler Ungehorsam gefragt?

Dr. Małgorzata Vormayr-Bogaczyck (Universität Posen)

Der Mensch entfaltet seine Freiheit im Rahmen seines sozialen Lebens: im Rahmen der Kultur, der Moral, der ökonomischen und politischen Regelungen und schlussendlich des Rechtes. Solche „Regulatoren“ wurden immer wieder als oppressiv verstanden – ist das richtig oder ist das übertrieben? In dem Einleitungsvortrag werden folgende Fragestellungen präsentiert: Wie bildet sich aus Überzeugungen einzelner Personen ein Ethos einer Menschengruppe oder sogar der ganzen Gesellschaft heraus? Und wann, unter welchen Bedingungen und mit welchen Ansatzmethoden darf man aus einem praktizierten Ethos ein Gesetz (ein Nomos) formulieren, das dann alle betrifft? Wie soll man handeln, wenn ein Gesetz sich als unrecht erweist? Welche Verantwortung tragen wir dabei? Dies alles sind Grundfragen der Moralphilosophie, Ethik und Rechtsphilosophie. Wir werden im Seminar versuchen, diese anhand der Schriften von Edith Stein gemeinsam zu beantworten. Die Analyse ihrer Gedanken zur Anthropologie und Staatsphilosophie sowie ihrer einzelnen Briefe soll uns vor allem dazu dienen, Edith Stein als Friedensdenkerin zu sehen, die Relevanz ihrer Ansätze für die moderne Auffassung des Zivilen Ungehorsams aufzuzeigen.

Γνῶθι σεαυτόν! Die Fähigkeit zur freien Entscheidung durch Erfahrung des eigenen Inneren und die daraus erwachsende Verantwortung sich und anderen gegenüber.

Prim. Dr. David Oberreiter (Psychiater und Psychotherapeut, Linz)


Aufgrund organischer Determiniertheit und kultureller Zwänge ist die Freiheit in eigenen Entscheidungen nicht gegeben, wird sowohl aus gehirnphysiologischer als auch aus mancher anthropologischen und psychologischen Sichtweise postuliert. Sind wir also unfähig frei zu entscheiden? Edith Stein bietet einen Ausweg aus dem Dilemma. Sie schreibt, wirklich freie Entscheidungen sind dann möglich, wenn man sein Inneres gut kennt. Inneres Erkennen und Bewusstheit sind Vorbedingungen für ein zielgerichtetes Antworten auf die eigenen Bedürfnisse und die Erfordernisse der Welt. Verantwortung ist ein frei entschiedenes, bewusstes Antworten auf die Welt.

Theologie trifft Technologie: Freiheit und Verantwortung in der digitalen Welt

P. Dr. Lukasz Steinert OCD (Rom)

Prof. Dr. Edda Pulst (Westfälische Hochschule, Gelsenkirchen)

„Zur Freiheit seid ihr berufen“ (Gal 5,13), schreibt der Apostel Paulus an die Gemeinden in Galatien. Im selben Zug mahnt er seine Adressaten zum rechten Gebrauch der Freiheit. Was im ersten Jahrhundert in Kleinasien hochaktuell war, behielt seine Bedeutung über Jahrhunderte hinweg: Die Freiheit nicht nur theoretisch deuten, sondern auch konkrete Wege und Formen finden, um unter verschiedenen Bedingungen frei, aber verantwortungsvoll zu leben. Was passiert aber, wenn theologische Inhalte sowie spirituelle Praktiken auf die neuesten technologischen Entwicklungen treffen? Wenn Digitale Zwillinge und Augmented Reality der Schöpfung aus Psalm 8 begegnen? Welche Risiken, Herausforderungen, aber auch Chancen für Freiheit entstehen in der digitalen Lebens- und Arbeitswirklichkeit? Wie lassen sich mit Digitalisierung Berufswelt und Klima verantwortungsvoll gestalten? Aufregende Fragen, Erlebnisse und Ergebnisse von Nahost bis Grönland sowie überraschende Erkenntnisse im gestaltungsmutigen Diskurs mit einem Theologen und einer Technologin.

Die Sommerakademie wendet sich vor allem an Studierende,  junge Forscher und wissenschaftlich Interessierte bis 35, nicht nur der Philosophie und der Theologie, welche die Frage nach der Bedeutung der Freiheit gemeinsam und in einem Kontext des Gebetes vertiefen möchten.

Wir wollen einerseits versuchen, das Thema wissen­schaftlich zu ergründen, gleichzeitig aber auch einen Akzent auf die Verbindung von philosophisch-theologischer Reflexion mit Freiheit und Verantwortung setzen.

Die Teilnehmerzahl ist auf 20 begrenzt.


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July 31, 2023, 9:00am CET

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