Kulturphilosophie. Probleme und Perspektiven des Neukantianismus

Thema der Tagung ist der neukantianische Entwurf der Philosophie als Kulturphilosophie. Die Idee der Kultur ist sowohl wichtig für die Marburger wie für die südwestdeutschen Neukantianer. Ethik und Religion nehmen eine wichtige Stelle im Werk Cohens und Natorps ein; deren Verständnis der modernen Kultur kulminiert sodann in Cassirers ‚Philosophie der symbolischen Formen‘. Windelband und Rickert transformierten Kants theoretische und praktische Philosophie in eine Philosophie der Werte. Die neukantianische Auseinandersetzung mit der Kultur ergab sich aber nicht nur aus einer systematischen Aneignung Kantischer Transzendentalphilosophie. Sie war nämlich zugleich gedacht als Aktualisierung Kants in einer anderen problemgeschichtlichen Situation. Diese, die Zeit der Neukantianer prägende Situation bedarf ihnen zufolge der philosophischen Bewältigung. Entsprechend nahmen die Neukantianer Stellung zu den großen Debatten ihrer Zeit über Natur(-wissenschaft) und Kultur(-wissenschaft), Wert und Wirklichkeit, Geschichte und Religion, Subjektivität und Objektivität usw.

Zugleich ruft die neukantianische Kulturphilosophie für uns Heutigen viele Fragen auf. Man denke beispielsweise an die Stellung der Natur im System der Kulturphilosophie: fällt sie einer Kulturalisierung anheim? Überwinden die Neukantianer den Gegensatz von Leben und Kultur? Läßt sich der Wertbegriff wirklich so umfassend in Anspruch nehmen, daß auch Wahrheit als ein Wert verstanden werden muß? Drohen damit wichtige Differenzen zwischen der theoretischen und der praktischen Philosophie, wie wir sie von Kant her kennen, zu verwischen? Und ist eine Philosophie der ‚Kultur‘ tatsächlich einer Philosophie der ‚Idee‘ überlegen? Gehen mit dem Versuch, Hegels ‚Geist‘ zu kulturalisieren, unverzichtbare Aspekte des ‚absoluten‘ Geistes verloren?

Insgesamt soll die neukantianische Transzendentalphilosophie der modernen Kultur in ihrer ganzen Breite sowohl ihre Bestimmung als auch ihre Bewertung erfahren.

Vorläufiges Programm:

10. Oktober

9.15-9.30             Eröffnung der Tagung

9.30-10.30           Massimo Ferrari (Turin): Neukantianismus und Kulturphilosophie

10.30-11.30        Marc de Launay (Paris): NN

12.00-13.00        Christian Krijnen (Tilburg/Amsterdam): Kulturgebiete? Hegels spekulative Ideenlehre als Schicksal des neukantianischen Idealismus

15.30-16.30        Christian Bermes (Landau/Koblenz): Kulturelle Orientierung und normative Bindung. Die Kulturphilosophie als Praktische Philosophie?

16.30-17.30        Margret Heitmann (Duisburg/Essen): Über Kulturkritik und Selbstgestaltung. Anmerkungen zu Jonas Cohns Ansichten und Erwägungen zur ‘Lage der Philosophie’                                               

18.00-19-00        Abendvortrag. Helmut Holzhey: Leiden in der Kultur

11. Oktober

9.30-10.30           Pierfrancesco Fiorato (Sassari): Hermann Cohen über das Problem der Einheit der Kultur

10.30-11.30        Peter-Ulrich Merz-Benz (Zürich): Transkulturalität, Transdifferenz und die Wertsphäre: ein Kapitel der neueren Kulturtheorie und die Kulturphilosophie des Neukantianismus

12.00-13.00        Detlev Pätzold (Groningen): Der Weg von Descartes zu Kant. Cassirers Analyse der Wandlungen des neuzeitlichen Naturbegriffs

15.30-16.30        Birgit Recki (Hamburg): Natur in Cassirers Kulturphilosophie: Mutmaßungen über eine begriffliche Abstinenz

16.30-17.30        Sebastian Luft (Milwaukee): Was genau bedeutet 'Kultur' bei Cassirer?             

17.30-18.00        Schlußdiskussion

Die Veranstalter: 

Massimo Ferrari

Pierfrancesco Fiorato

Christian Krijnen

Die Tagung ist öffentlich zugänglich. Interessenten bitten wir jedoch um Anmeldung bei Massimo Ferrari ([email protected]). 

Aktualisierte Angaben (inkl. Angaben zum Veranstaltungsraum) finden Sie auf: