Zur Frage des Prekären zwischen Kontingenz und Medialität
Lounge
Steubenstr. 6
Weimar 99423
Germany
Sponsor(s):
- Deutsche Gesellschaft für Ästhetik
Organisers:
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Programm
--- Donnerstag, 06.07.2023 ---
14:15 Begrüßung und Einleitung
Politisierungen / Queerungen
14:30 Thomas Biebricher - Prekarität als Ressource und Fluchtpunkt des Neoliberalismus?
15:30 Jasmin Degeling - Prekäre Sicherheit
16:30 Pause
17:00 Franziska Dübgen - Prekäre Repräsentationsweisen: Epistemische Gewalt im Rahmen der NSU-Prozesse
--- Freitag, 07.07.2023 ---
Verkörperungen / Materialisierungen
10:00 Marc Rölli -'Precarious Moves'. Zum Prekären anthropologischen Wissens
11:00 Matthias Schloßberger - Prekäre Zukunft: der Mensch und die Natur
12:00 Mittagspause
Medialisierungen
14:00 Sebastian Lederle - Prekarisierung als medienphilosophische Kategorie
15:00 Sulgi Lie - Filmemachen/Nicht-Filmemachen. Prekarität und Prokastination in den Filmen von Hong Sangsoo
16:00 Pause
16-30 Lorenz Engell - Die Aufstellung des Prekären. Bemerkungen über das Habitat-Diorama
--- Samstag, 08.07.2023 ---
Ästhetisierungen
10:00 Sophia Prinz - Ästhetische Zugänge zur Komplexität
11:00 Christiane Voss - Entgrenzung und Verschiebung: Operationen des Prekärmachens des Substanziellen.
12:00 Pause
12:30 Judith-Frederike Popp - Ästhetisches und Nicht-Ästhetisches. Über eine prekäre Grenzziehung
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Unter dem Oberbegriff der Prekarisierung lassen sich verschiedene theoretische Zugänge und mitunter hochgradig heterogene Phänomene fassen. Prekär sind Anstellungsvehältnisse genauso wie Zukunftsaussichten, Geschlechterzuschreibungen wie Aktienkurse, personale Nahbeziehungen wie social media‐Profile, mikropolitische Arrangements in Kleingrupppen wie hegemoniale Großformationen einer Gesellschaft oder politischer Einrichtungen. Es scheint nichts zu geben, von dem nicht gesagt werden könnte, es sei in der einen oder anderen Weise von Verunsicherung, Ungewissheit und Verzweideutigung betroffen und nicht in der einen oder anderen Weise abhängig von konflikthaften und umkämpften Deutungen und Auffassungen. Prekarität ist nicht nur eine wissenschaftliche Kategorie neben anderen, sondern der Punkt, an dem sich das Leben in der Spätmoderne in seinen vielfältigen Perspektiven kreuzt, überlagert und sich jeder Vereindeutigung und endgültigen Absicherung entzieht. Dass Prekärsein überall, zu jeder Zeit und bei allen angetroffen werden kann, macht es sowohl zu einem ontologischen wie auch historisch‐empirischen, methodisch wie auch gegenständlich einsetzbaren Operator. Darin liegt seine Attraktivität als zeitgenössischer Begriff: Prekarität ist, ob verdeckt oder offen, ubiquitär.
Sofern es um das soziale Zusammenleben in den heterogenen Aspekten seiner Verfasstheit geht, lässt sich Prekarisierung über die politikwissenschaftlich‐gesellschaftstheoretische Perspektive hinaus auch medienanthropologisch in den Blick nehmen. Medien und Technik sind dann keine bloßen Instrumente oder Hilfsmittel des Menschen, sondern, so lautet eine medienphilosophische These, bringen „den“ Menschen als Zuschreibungspunkt erst hervor. Menschsein heißt so hergestellt zu sein, wobei Praktiken der Selbstadressierung immer schon mediale und technische Leistungen in Anspruch nehmen, sodass hier von einer irreduziblen „Anthropomedialität“ gesprochen werden kann. Darin ist der Teilbegriff „anthropos“ in dem Term „Anthropomedialität“ strukturell prekär gefasst, weil er als jeweiliges Relatum immer nur als Teil einer Relation denkbar ist.
Was folgt, wenn vom „Menschen“ als Fundamentalkategorie abgesehen und stattdessen auf das technisch‐mediale Verfasstsein seiner Selbstverständnisse und seiner Ausfransungen in diverse mediale Milieus abgestellt wird? Welche diskursiven Autorisierungen entscheiden darüber, wer überhaupt als Mensch intelligibel ist und wer nicht? Welche Rolle spielen dabei Materialität und Verkörperungsvorgänge? Wie wird die Grenze zwischen Ästhetik und Nicht‐Ästhetik, Natur und Kultur verhandelt, wenn die Grenzziehung selbst wiederum prekär ist? Wie wirken Medialisierungen und Technisierungen über ihre instrumentelle Funktion hinaus an politischen Prozessen mit? Lässt sich Prekarität neoliberal subjektivieren und durch jeweilige Akteur*innen aneignen? Wie verhalten sich Prekarität, Komplexität, Kontingenz und Versicherheitlichung zueinander? Dass dieser Sachstand grundsätzlich auf prekäre Existenzweisen verweist, ist die leitende Intuition der Tagung. Einem derartig medienanthropologisch‐interdisziplinären Erkundungsgang durch die Allgegenwart des Prekären widmen sich die thematischen Panels „Politisierungen/Queerungen“, „Verkörperungen/Materialisierungen“, „Medialisierungen“ und „Ästhetisierungen“.
Registration
Yes
July 5, 2023, 9:00am CET
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