Ikonische Grenzverläufe: Szenarien des Eigenen, Anderen und Fremden im Bild

September 13, 2017 - September 15, 2017
Deutsche Gesellschaft für Semiotik e.V., University of Passau

HS 7 WiWi
Gottfried-Schäffer-Str. 20
Passau 94032
Germany

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Programm mit Podiumsdiskussion der Sektion Bild / Panel 2:
Elisabeth Birk (Chemnitz), Mark Halawa-Sarholz (Berlin), Martina Sauer (Bühl)

Im Rahmen des 15. internationalen Kongresses der Deutschen Gesellschaft für Semiotik e.V. (DGS), "Grenzen: Kontakt - Kommunikation - Kontrast", 12.-15.09.2016, Universität Passau

Als Medien der Sichtbarmachung machen Bilder nie einfach nur ›etwas‹ ansichtig. Vielmehr gibt sich das, was auf ihnen zu sehen ist, immerzu im Modus eines eigentümlichen Wie zu erkennen. Aus diesem Grund stiften Bilder mehr als spezifisch-ikonische Sichtwelten – was durch sie zur Erscheinung gelangt, sind immer auch besondere Sichtweisen. Diese irreduzible Verflechtung von Inhalt und Form unterliegt stets gewissen sozialen, historischen und kulturellen Faktoren. Zugleich ist sie aber auch maßgeblich an der Genese und Reproduktion von Werten und Normen beteiligt. Das bedeutet: Bilder repräsentieren nicht etwa nur vorherrschende Konzepte der Identität, Alterität oder Alienität – vielmehr besitzen sie das Potenzial, kulturelle Wertvorstellungen, soziale Anerkennungsverhältnisse, politische Machtkonstellationen etc. zu konstituieren. Die Macht des Bildes äußert sich mithin unter anderem darin, Grenzen des Eigenen, Anderen und Fremden ziehen, transformieren oder gar negie ren zu können – sie beschränkt sich nicht darauf, all diese Aspekte lediglich abzubilden. Nimmt man diesen Sachverhalt ernst, ergibt sich daraus folgender Befund: Die Praxis der Bildgebung ist – spätestens dann, wenn sie sich im Raum des öffentlichen Diskurses bewegt – von beträchtlicher ethischer Relevanz.
Die Grundlagenforschung zur ethischen Tragweite etwaiger Bildpraktiken spielt in der deutschsprachigen bildwissenschaftlichen Forschungsdebatte lediglich eine untergeordnete Rolle. Dieses Desiderat möchte das Panel auf der Basis eines interdisziplinären Austauschs beheben.
Sowohl auf grundlagentheoretischer Ebene als auch im Ausgang konkreter Bildanalysen sollen die folgenden Fragen erörtert werden:

• Wie genau werden Grenzen des Eigenen, Anderen und Fremden durch Praktiken der ikonischen Sichtbarmachung konstituiert, transformiert, in Frage gestellt bzw. negiert?
• Wie genau werden Konzepte der Identität, Alterität und Alienität in und mit Bildern verhandelt?
• Welchen Stellenwert besitzt die Eigenlogik bildlicher Zeichensysteme für die ikonische Genese, Reproduktion bzw. Negation von kulturellen Wertvorstellungen, sozialen Anerkennungsverhältnissen, politischen Machtkonstellationen etc.? Welche ästhetischen und rhetorischen Strategien kommen dabei zum Einsatz?
• Welche ethischen Verpflichtungen und Verantwortlichkeiten ergeben sich aus der beschriebenen Konstitutionsmacht des Bildes?
• Welchen Beitrag kann die Semiotik für die Formulierung einer Bildethik leisten?


Mittwoch, 13.09.2017 (HS 7 WiWi)

11:00-11:30
Manifeste Rollenbilder zwischen Antike und Gegenwart
Bracker, Jacobus (Hamburg)

11:30-12:00
Die Künstlerin und der Andere: Konzepte der Inszenierung von weiblicher Autorschaft in Biopics
Schütze, Irene (Mainz)

12:00-12:30
Visualisierungen des Politischen: Homophobie und queere Protestkultur in Polen ab 1980
Austermann, Julia (Siegen)

14:00-14:30
Politik der Schönheit. Die Konstruktion einer 'wissenschaftlichen' Bildästhetik schöner Körper um 1900 am Beispiel des Gynäkologen Carl Heinrich Stratz
Sturm, Birke (Wien)

14:30-15:00
Tizians Laura Dianti: Die westliche Inszenierung einer orientalischen Herrscherin
Engel, Sabine (Berlin)

Donnerstag, 14.09.2017 (HS 7 WiWi)

09:00-09:30
Der Orientteppich als Verhandlungsort von Identität und Alterität im ausgehenden 19. Jahrhundert
Schütz, Anna Christina (Lüneburg/Stuttgart)

09:30-10:00
weiß zwischen schwarz zwischen weiß – Geschichten von Identität im Bild
Licht, Leonie (Mainz)

10:00-10:30
Zwischen Wunder und Groteske. Bildliche Konstruktionen von Behinderung in Kunstkammerpreziosen Augusts des Starken (1670-1733)
Suchy, Verena (Göttingen/Gießen)

11:00-11:30
Bildstrategien sozialer Differenzerzeugung Alterität und Fremdheit in der Malerei Hans Memlings
Avkiran, Melis (Bochum)

11:30-12:00
On the Edge. Grenzdarstellungen zwischen West und Ost in der visuellen Kultur Venedigs um 1500
Kölmel, Nicolai (Basel)

Freitag, 15.09.2017 (HS 7 WiWi)

09:00-09:30
Compensation Portraits. Das surrealistische Ich im Exil
Schieder, Martin (Leipzig)

09:30-10:00
Pathosformeln versus Musterbildung. Szenarien von Pathologie und Symbolbildung bei Aby Warburg und Ernst Cassirer
Andersch, Norbert (London/Italien)

10:00-10:30
Sartorial Semiotics of the "Self", of the "Other Self" and of the "Other" in the Nineteenth Century Partitioned Poland
Novikov, Anna (Jerusalem/Köln)

11:00-11:30
Zur Identität und Alterität eines Volkes bzw. über den Einfluss des Führer-Bildes auf den Zustand eines Volkes (Iran/1979)
Farnood Far, Farideh (Basel/Iran)

11:30-12:00
Ikonische Stadtstrategien. Das Fassadenplakat als Grenze und machtpolitische Repräsentation
Häger, Benjamin & Jürgens, Claudia (Berlin)

12:00-12:30
Das "andere Geschlecht" im Altarraum - exklusive Textilien als inklusive Medien Studien zu Paramenten des 13. bis 15. Jahrhunderts Eggert, Barbara Margarethe (Krems)

14:00-14:30
Imagination und Behauptung. Über Möglichkeitssinn und Bildbehauptung in Feind- und Geschichtsbildern
Freyberg, Sascha (Berlin)

14:30-15:00
Von der Fähigkeit, einen Stuhl zu ignorieren. A. N. Whiteheads Konzept der Wahrnehmung als symbolisierender Tätigkeit und die Art, wie wir Bilder als Bilder sehen
Nordsieck, Viola (Berlin)


Podiumsdiskussion: Die ethische Relevanz von Bildern und ihre nicht-sprachlichen (nicht-diskursiven) Qualitäten

Mittwoch, 13.09.2017, 16:00-17:30 Uhr (HS 7 | WiWi) mit Eva Schürmann (Philosophie/Magdeburg) und Linda Hentschel (Kunstgeschichte/Mainz) Moderation: Martina Sauer (Sektion Bild)

Wenn tatsächlich durch Praktiken der ikonischen Sichtbarmachung Grenzen des Eigenen, Anderen und Fremden verändert werden können, so eröffnen sich grundlegend zwei Fragen: Wie lassen sie sich näher beschreiben bzw. greifen und inwiefern erweisen sie sich als ethisch relevant?

Aus unterschiedlicher Perspektive, sollen diese Fragen im Plenum u.a. von Linda Hentschel und Eva Schürmann diskutiert werden. In der Begegnung mit dem Bild ist es die Interaktion bzw. die „Verletzbarkeit“ der Rezipierenden, die in den Ansätzen stark gemacht wird und insofern einen konkreten Hinweis auf Veränderungsprozesse gibt: Sie veranlasst zu „Ungehorsam“ (Hentschel), sie vermag die Grenzen „umzustürzen“ (Schürmann).

In der Diskussionsrunde gilt es, die jeweiligen Grundlagen für diese Befunde aufzudecken, zu diskutieren und für die Ausgangsfrage des Kongresses fruchtbar zu machen.

Links
(Programm) http://www.semiotik.eu/kongressprogramm (Podiumsdiskussionen) http://www.semiotik.eu/podiumsdiskussionen (Rahmenprogramm) http://www.semiotik.eu/rahmenprogramm (Organisatorisches) http://www.semiotik.eu/organisatorisches

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September 12, 2017, 8:00am CET

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